Im Jahr 2012 starteten die Gemeindebetriebe Muri b. Bern (gbm) das gebietsweise Sanieren der Siedlungsentwässerung auf dem Gemeindegebiet. Jedes Jahr werden in diesem Zusammenhang auch Abwasserleitungen von privaten Liegenschaftsbesitzern überprüft.
Marco Jaeggi vom Büro Jaeggi Bauingenieure AG ist dabei für die Zustandsbeurteilung der privaten Leitungen zuständig. «Etwa die Hälfte der Leitungen auf dem Gemeindegebiet sind private Leitungen», so Jaeggi. «Haben diese Leitungen irgendwo ein Leck, fliesst eine ganze Menge sauberes Wasser unnötig in die Abwasserreinigungsanlage.»
Allzu schreckhaft sollte man nicht sein, wenn man den Job von Marco Jaeggi macht. Auf seinem Bildschirm sind Videoaufnahmen aus einer Abwasserleitung zu sehen. Und plötzlich taucht da – riesengross – eine Ratte auf dem Bildschirm auf. «Man gewöhnt sich mit der Zeit daran», beruhigt Jaeggi. Im Auftrag der gbm beurteilt der ausgebildete Bauingenieur FH den Zustand der Abwasserleitungen von privaten Liegenschaftsbesitzern auf dem Gemeindegebiet. «Pro Jahr kommen da schon mal gegen 70 Kanalfernsehaufnahmen zusammen, die wir sichten.»
Mithilfe der Videoaufnahmen und des zugehörigen Aufnahmeberichts der Kanalsanierungsfirma beurteilt Jaeggi, ob die Abwasserleitung beschädigt ist und dadurch Schmutzwasser ins Grundwasser läuft oder sauberes Wasser in die Abwasserreinigungsanlage gelangt.
Sanierungsbedarf ist da
Von den untersuchten Leitungen seien 70 bis 80 % sanierungsbedürftig. Meist handle es sich noch um Betonrohre, die lediglich ineinandergeschoben wurden. «Über die Zeit und durch Setzungen im Erdreich gehen die Fugen auf, meist sind die Rohre nach all der Zeit auch von innen aus gewaschen», beschreibt Jaeggi den Zustand der Abwasserleitungen.
Das Problem sei, dass die Grundstücksentwässerung oftmals vergessen gehe, «bei einer Küche sieht man sofort, wenn etwas kaputt ist, bei Abwasserleitungen ist ein allfälliges Leck in den meisten Fällen nicht sichtbar». Pro Liegenschaft erstellt Marco Jaeggi einen sogenannten Fachbericht Grundstücksentwässerungssanierung und stellt diesen den gbm zu. Den Kontakt zu den Liegenschaftsbesitzern übernehmen anschliessend die gbm, so Jaeggi, «unsere Arbeit passiert fast ausschliesslich
hier im Büro».
Eine gute Abwechslung zu seinem Bürojob bietet da das zweite Standbein von Jaeggi: das Unterrichten. An der Berufsfachschule Bern unterrichtet er Zeichnerinnen und Zeichner der Fachrichtung Ingenieurbau sowie auf Stufe höhere Fachschule Studierende im Bereich Statik und Mathematik. «Ich arbeite sehr gerne mit Menschen und mir gefällt der Kontakt zu den Jugendlichen.» Als Basis für seine Unterrichtstätigkeit hat Jaeggi eine zweijährige Weiterbildung zum Berufsschullehrer absolviert. Mehrmals pro Woche legt er somit den Weg von Jegenstorf, wo er mit seiner Familie wohnt, nach Bern an die Berufsfachschule zurück – doch nicht etwa mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Auto, er läuft vielmehr nach Bern und abends auch wieder zurück. «Sport, insbesondere der Laufsport, ist meine Leidenschaft und so kann ich alles miteinander verbinden.»